Umspannwerk eines Windparks

Unser größter Schadenfall

veröffentlicht um 9:05 am 10. Januar 2022

Es war der größte Schaden, den wir vom Enser Versicherungskontor in unserer 25jährigen Unternehmensgeschichte, je reguliert haben. Insgesamt belief sich die Schadenhöhe auf über 1,3 Millionen Euro. Das ist im Bereich Erneuerbare Energien schon eine hohe Summe, lag aber auch daran, dass nicht eine einzelne Anlage betroffen war, sondern ein Umspannwerk.

Flaschenhals Umspannwerk

Trafo eines UmspannwerksDas Umspannwerk ist im Prinzip das wichtigste Bauwerk eines Windparks. Hier wird der produzierte Strom aller Windenergieanlagen zusammengeführt und mittels Transformatoren auf ein Hochspannungsniveau umgewandelt. Wenn es im Umspannwerk zu einem technischen Defekt kommt, dann fallen alle Anlagen des Windparks aus. Als Flaschenhals der Stromeinspeisung sind Schäden an Umspannwerken deswegen in der Regel auch sehr teuer. Betroffen war in unserem Schadenfall ein Umspannwerk eines Windparks, an das insgesamt 18 Windenergieanlagen mit über 50 MW Leistung angeschlossen sind.

Kleiner Schaden am Umspannwerk – weitreichende Folgen

Stecker Umspannwerk in NahaufnahmeBemerkt wurde der Schaden vom Betreiber, da der Trafo des Umspannwerks durch den Differentialschutz abgeschaltet wurde. Direkt am Tag nach der automatischen Abschaltung erreichte uns die entsprechende Schadenmeldung unseres Kunden. Zu diesem Zeitpunkt war die Schadenursache noch nicht klar. Äußere Schäden am Trafo waren nicht ersichtlich. Am Ende stellte sich heraus, dass ein defekter 110 kV-Endverschluss am Trafo die Abschaltung verursacht hatte. Der Schaden hatte weitreichende Folgen: Denn die angeschlossenen Windenergieanlagen standen für ca. 35 Tage still. Nach der Fehleridentifikation mussten die Stecker demontiert und der Trafo auf mögliche Schäden untersucht werden. Erst danach konnten die WEAs wieder sukzessive hochgefahren werden.

Die Schadenregulierung

Unser Kunde hat dabei alles richtig gemacht und uns frühestmöglich über den Schaden informiert. Das ist zum einen wichtig, damit er seine Obliegenheiten als Betreiber nicht verletzt. Zum anderen konnten wir ihm dadurch wichtige Hinweise mit an die Hand geben, wie in einem solchen Schadenfall vorzugehen ist. Wichtig ist beispielsweise, dass die defekten Bauteile aufgehoben werden. Schadeningenieur vor UmspannwerkZudem haben wir zügig eine große Schadenbesichtigung mit allen Beteiligten organisiert. Neben dem Versicherungsnehmer waren auch die Versicherung, die Wartungsfirma, der Herstelle sowie die zuständige Kundenbetreuerin und ich als Schadeningenieur  vor Ort. So waren wir in der Lage den Schaden ausführlich vor Ort zu besprechen und alle auf denselben Stand zu bringen. Das erleichtert die spätere Kommunikation und Abwicklung des Schadens enorm.

Zudem konnten wir mit unserer Erfahrung aus zahlreichen Großschäden unserem Kunden Rückendeckung gegenüber dem Hersteller und der Wartungsfirma geben. Gespräche mit dem Versicherer hatten wir natürlich schon im Vorfeld geführt. Wir konnten mit ihm eine – nicht selbstverständliche – adäquate Akontozahlung vereinbaren. Diese Vorauszahlung an unseren Kunden war aufgrund des hohen Ertragsverlustes sehr wichtig. Denn die Rechnungen zum Vollwartungsvertrag oder zur Pacht kommen beim Betreiber natürlich auch dann an, wenn seine Windenergieanlagen stillstehen und er keinen Strom einspeisen kann.

Rundum-Betreuung im Schadenfall

Windenergieanlagen auf FeldGenerell besteht bei Umspannwerken Vollschutz. Dadurch sind sowohl unvorhergesehen eintretende Sachschäden als auch die Betriebsunterbrechung für angeschlossene Windenergieanlagen abgesichert. Das gilt für alle Schäden, die nicht explizit ausgeschlossen sind, wie zum Beispiel die betriebsbedingte Abnutzung. In unserem Fall konnten wir den Sachschaden zum Teil über die noch laufende Herstellergarantie abwickeln. Zum Betriebsunterbrechungs-Schaden wurden 1.150.000,00 Euro entschädigt. Dabei handelte es sich um den tatsächlichen energetischen Ertragsausfall, da es zum Schadenzeitpunkt sehr windig war. So war der Schadenfall für unseren Kunden natürlich sehr ärgerlich, aber zumindest konnten wir ihm durch unsere Rundumbegleitung viel Arbeit abnehmen und den Schaden zu seiner Zufriedenheit regulieren.

Ansprechpartner Thorsten Schulte Schadeningenieur

Thorsten Schulte arbeitet beim Enser Versicherungskontor als Schadeningenieur. In dieser Funktion verantwortet der Diplom-Ingenieur die technische Schadenabwicklung insbesondere in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik.

02938/9780-24, schulte@evk-oberense.de