Photovoltaik Freiflächenanlage

Photovoltaikanlagen vor Diebstahl schützen

veröffentlicht um 9:00 am 27. April 2022

Kablediebstahl an Photovoltaik-AnlageIn den vergangenen Jahren haben die Diebstähle im Zusammenhang mit Solaranlagen deutlich zugenommen. Dabei fokussieren sich die Diebe nicht nur auf die Module selbst, auch die Wechselrichter oder die verlegten Kabel werden immer öfter mitgenommen. Betroffen sind häufig große Freiflächenanlagen, insbesondere wenn diese abgelegen außerhalb besiedelter Gebiete oder im Wald liegen. Auch wenn Diebstähle von Komponenten und Modulen in der Regel versichert sind, sind solche Schadenfälle mehr als ärgerlich für alle betroffenen Parteien. Im Blogbeitrag beleuchten wir den Versicherungsschutz und geben Tipps, wie Sie den Diebstahlschutz Ihrer Photovoltaikanlage optimieren können.

Versicherungsschutz von PV-Freiflächenanlagen

Da Freiflächenanlagen aufgrund ihrer hohen Investitionssummen einen großen Wert darstellen, werden sie in der Regel über eine Allgefahrendeckung umfassend abgesichert. Allgefahrendeckung bedeutet, dass jede unvorhergesehene Beschädigung oder Zerstörung von außen und innen versichert ist, es sei denn, sie ist explizit ausgeschlossen. Die Gefahr Einbruch/Diebstahl ist immer Bestandteil einer Allgefahren-Police. In jedem Fall ist aber darauf zu achten, welche Vorgaben die Versicherung für den Diebstahlschutz macht. Werden diese Vorgaben nicht erfüllt, kann die Versicherung die Leistung im Schadensfall verweigern. Und Achtung: Diese Vorgaben können von Versicherer zu Versicherer differieren.

Zaun um Photovoltaikanlage mit MaschendrahtBei Freiflächenanlagen ist beispielsweise eine Umzäunung der Anlage vorgeschrieben, damit Versicherungsschutz besteht. In der Regel muss der Zaun mindestens 2 Meter hoch sein, bestimmten Normen entsprechen und mit einem Übersteig- und Unterkriechschutz ausgestattet sein. Dass Anlagenbetreiber diese Anforderungen erfüllen müssen, steht außer Frage. Allerdings kann eine angemessene Umzäunung der Anlage nicht unbedingt mit einem optimalen Diebstahlschutz gleichgesetzt werden. Denn die Zäune stellen für professionelle Einbrecherbanden kein großes Hindernis dar.

Im Folgenden stellen wir Ihnen weitere Strategien für einen verbesserten Diebstahlschutz vor, die die Außensicherung der Anlage, die Sicherung der Anlagenteile und die übergeordnete Organisation betreffen.

Außensicherung zum Diebstahlschutz

Überwachungskamera PhotovoltaikanlageDiebe mögen die Dunkelheit. Insbesondere bei PV-Anlagen, da im Dunkeln kein Strom produziert wird. Deswegen kann es schon hilfreich sein, eine Beleuchtung zu montieren, die sich bei Annäherung einer Person automatisch einschaltet. In Kombination mit einer Alarmanlage und Videoüberwachung stellt dies eine sehr sinnvolle Ergänzung zur Diebstahlsicherung dar. Mittlerweile gibt es auch spezielle PV-Alarmanlagen auf dem Markt.

 

Weitere Sicherungsmöglichkeiten:

  • Meldedraht im Zaun,
  • Signalgeber in den Toren,
  • Elektroschleifen an den Toren, die das Einfahren eines Kfz signalisieren,
  • Schrankenanlage,
  • Aufbau von Masten mit Kamera, Signalen und Lichtanlage.

Sicherung von Anlagenteilen

Mechanischer Diebstahlschutz

Befestigung von Photovoltaik-ModulenBei den mechanischen Vorkehrungen geht es in erster Linie darum, die Demontage der Solarmodule und Wechselrichter zu erschweren. Denn dauert ein Diebstahl zu lange, erhöht sich die Chance diesen zu verhindern. Zum mechanischen Diebstahlschutz zählen Maßnahmen wie

  • die Nutzung von Einwegschrauben, Innensechskanten, Schlüsselschrauben oder Abreißmuttern, die nicht mit handelsüblichen Werkzeugen gelöst werden können. Hier ist unbedingt darauf zu achten, dass die angeschraubten Teile nicht einfach vom Wechselrichter oder Modul getrennt werden können.
  • der Einsatz von Stahlbügeln über den Gehäusen der Wechselrichter.

Eindeutige Kennzeichnung von Wechselrichtern und Modulen

Diese Maßnahme soll dazu führen, dass ein Diebstahl erst gar nicht stattfindet, da die Teile durch eine genaue Kennzeichnung nicht mehr verkauft werden können. Hierbei sollten die Wechselrichter an mehreren Seiten und die PV-Module von hinten farblich markiert werden. Dabei ist eine auffällige, eindeutige und deutliche Markierung wichtig. Am besten eignen sich dafür Sprays. Entsprechende Sprühschablonen kann man im Internet bestellen.

GPS-SignalVerfolgbarkeit der Anlagenteile

Um im Falle eines Diebstahles den Weg der gestohlenen Teile nachverfolgbar zu machen, bietet sich der Einbau von GPS-Sendern an. Dieser muss nicht unbedingt flächendeckend erfolgen. Bewährt hat sich beispielsweise der Einbau bei jedem dritten Wechselrichter.

 

Umfeld und Organisation zum Diebstahlschutz

Anrufannahme bei der PolizeiGenerell ist der Aufbau einer Meldekette in Kombination mit obigen Maßnahmen sicherlich der effektivste Diebstahlschutz. Elektronische Sicherungsmaßnahmen wie Alarmanlagen sind in solchen Fällen kombiniert mit einer Alarmaufschaltung an einen Sicherheitsdienst oder an die Leitzentrale der Polizei. In diesem Zusammenhang können auch Dienstleister beauftragt werden, die solche Anlagen mit Videoüberwachung sichern und ein eigenes Sicherheits- und Meldezentrum betreiben. Im Diebstahlfall beleuchten und beschallen sie die Anlagen und informieren Wachdienste oder die Polizei.

Wichtig:

  • Überprüfen Sie das Funktionieren der Meldekette regelmäßig.
  • Kontrollieren Sie, dass die Anlage für die Polizei oder den Sicherheitsdienst im Falle eines Einbruchs auch zugänglich ist. Hinterlegen Sie bei Bedarf z. B. Schrankenschlüssel.
  • Lassen Sie allen am Sicherheitskonzept beteiligten Personen eine Parkskizze mit Lage und Zugängen zukommen.
  • Binden Sie ggf. Personen vor Ort wie Nachbarn, Grünpfleger oder Jäger in Ihr Sicherheitskonzept ein.

Eines ist klar. Nur ein umfassendes Sicherheitskonzept, dass Maßnahmen aus den verschiedenen Bereichen kombiniert, kann die Sicherheit der Anlage deutlich erhöhen und dafür sorgen, dass ein Schaden durch Diebstahl, Einbruch oder auch Vandalismus gar nicht erst entsteht.

Vorgehensweise im Falle eines Diebstahls

Thorsten Schulte beim TelefonatSollte es bei Ihnen dennoch zu einem Einbruch kommen, dann empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

  1. Polizei alarmieren und Diebstahlanzeige machen (wenn keine direkte Aufschaltung besteht)
  2. Versicherung informieren und zeitnah den Schaden melden. Bei uns gibt es dazu verschiedene Wege. Entweder Sie melden sich direkt bei Ihrem Ansprechpartner im Haus oder Sie nutzen unser Schadenformular auf der Website. Natürlich sind wir im Schadenfall rund um die Uhr und auch am Wochenende für Sie erreichbar. Hier finden Sie die Notfallnummern.
  3. Wenn die Polizei die Beweissicherung abgeschlossen hat, sollten Sie in jedem Fall auch selbst Fotos machen. Hier gilt die Regel: lieber mehr als zu wenig.
  4. Und natürlich sollte im Nachgang auch das Thema Prävention mit Ihrem Versicherer oder mit uns besprochen werden.

Sollten Sie Fragen zu diesem Thema haben, dann kommen Sie gerne auf uns zu.

Porträt Fibier Schulte

Die Autoren:

Bernd Fibier und Thorsten Schulte sind Teil der Abteilung Erneuerbare Energien. Bernd betreut schwerpunktmäßig Betreiber von Windenergieanlagen und Windparks, während Thorsten als Schadeningenieur die technische Schadenabwicklung in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik verantwortet.

Bernd Fibier 02938/9780-25, fibier@evk-oberense.de

Thorsten Schulte 02938/9780-24, schulte@evk-oberense.de