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Sicher durch die Krise? Die private Rechtsschutzversicherung im Check

veröffentlicht um 12:44 am 12. Oktober 2020

Beratung RechtsschutzversicherungNoch nie haben sich so viele Versicherungsnehmer bei Rechtsfragen an ihren Rechtsschutzversicherer gewandt wie während der Corona-Pandemie. Das berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Besonders zwei Themen sind laut Versicherer-Verband in der Coronakrise besonders nachgefragt: Arbeits- und Vertragsrechtsschutz. Diese Zahlen können als Anlass genommen werden, um über den Abschluss einer Rechtsschutz-Police nachzudenken bzw. die bestehende Rechtsschutz-Police auf den Prüfstand zu stellen. In unserem Blogbeitrag stellen wir die private Rechtsschutzversicherung vor, erörtern die möglichen Bausteine und geben Ihnen Tipps, worauf Sie im Falle eines Abschlusses unbedingt achten sollten.

Für wen eignet sich die Rechtsschutzversicherung?

Die Rechtsschutzversicherung eignet sich für alle Personen, die sich vor den finanziellen Risiken eines Rechtsstreits schützen möchten. Je nach Vereinbarung sind neben dem Versicherungsnehmer auch dessen Ehe- und Lebenspartner sowie die Kinder versichert, sofern diese unverheiratet und minderjährig sind.

Bausteine der Rechtsschutzversicherung

Kündigung_RechtsschutzversicherungIm Folgenden stellen wir Ihnen drei typische Bausteine der RS-Versicherung anhand von Schadenbeispielen vor:

  • Arbeits-Rechtsschutz

Während der Corona-Pandemie wird einem Arbeitgeber plötzlich und ohne ersichtlichen Grund gekündigt. Er ist mit dieser ungerechtfertigten Kündigung natürlich nicht einverstanden und schaltet einen Anwalt ein. Der Versicherer gibt eine Deckungszusage.

  • Rechtsschutz für Eigentümer, Mieter und Vermieter von Wohnungen und Grundstücken

Eine Mieterin zieht aus ihrer Wohnung aus. Bei der Schlüsselübergabe weigert sich der Vermieter, ihr die Kaution zurückzuerstatten, obwohl sich die Wohnung im vereinbarten Zustand befindet. Die Mieterin möchte ihre Kaution einklagen. Der Rechtsschutzversicherer erteilt eine Deckungszusage.

  • Verkehrs-RechtsschutzAutounfall

Nach einem Autounfall sind sich die Unfallgegner über die Schuldfrage nicht einig. Der Konflikt geht vor Gericht. Da der Richter für den Gegner entscheidet, müsste der Geschädigte die Kosten für den eigenen und den gegnerischen Anwalt übernehmen. Diese Anwaltskosten, die entstehenden Gerichts- und Gutachterkosten sowie etwaige Kosten für Zeugen übernimmt allerdings der Rechtsschutzversicherer.

 

Darüber hinaus sind – soweit vereinbart – folgende Leistungsarten im Deckungsumfang der Rechtsschutz-Versicherung enthalten:

  • Schadenersatz-Rechtsschutz,
  • Rechtsschutz im Vertrags- und Sachenrecht,
  • Steuer-Rechtsschutz,
  • Sozialgerichts-Rechtsschutz,
  • Ordnungswidrigkeiten-Rechtsschutz,
  • Straf-Rechtsschutz,
  • Verwaltungs-Rechtsschutz,
  • Disziplinar- und Standes-Rechtsschutz, Opfer-Rechtsschutz,
  • Beratungs-Rechtsschutz (verschiedene Bereiche)

Welche Zahlungen werden im Schadenfall geleistet?

Der Versicherer zahlt die Kosten und Kostenvorschüsse, die zur Wahrnehmung der rechtlichen Interessen notwendig sind. Das gilt abzüglich der vertraglich vereinbarten Selbstbeteiligung. Zu den Kosten zählen:

  • Kosten des Anwaltes nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG),
  • Gerichtskosten einschließlich der Entschädigung für Zeugen und Sachverständige,
  • Kosten des Prozessgegners, soweit diese der Versicherte zu tragen hat.

5 Tipps zur privaten Rechtsschutz-Versicherung

Beratung RechtsschutzversicherungTipp 1: Nicht alle Policen umfassen alle Bausteine im gleichen Umfang. Deswegen vor Abschluss genau prüfen, welche Inhalte aus den Bereichen Beruf, Verkehr, privat und Immobilien für Sie wichtig sind.

Tipp 2: Beachten Sie, dass nicht alle Leistungen versicherbar sind. Das gilt beispielsweise für Baurechtsstreitigkeiten, Streitigkeiten aus dem Bereich des Familien-, Lebenspartnerschafts- und Erbrechtes, Streitigkeiten des Versicherungsnehmers und mitversicherten Personen untereinander sowie vorsätzlich begangene Straftaten. Einzelne dieser Punkte können gegebenenfalls über besondere Rechtsschutz-Bausteine gesondert versichert werden.

Tipp 3: Prüfen oder lassen Sie prüfen, ob für einzelne Bausteine der Rechtsschutzversicherung Wartezeiten vereinbart sind. Für Versicherungsfälle, die sich innerhalb dieser Wartezeit oder vor dem Versicherungsbeginn ereignen, besteht nämlich kein Versicherungsschutz.

Tipp 4: Suchen Sie vor erster Konsultierung eines Anwalts immer zunächst das Gespräch mit dem Rechtsschutzversicherer. So können Sie im Vorfeld prüfen lassen, ob ein Rechtsstreit Aussicht auf Erfolg hat, den Versicherungsumfang konkret abgrenzen und sich eine verbindliche Deckungszusage geben lassen.

Tipp 5: Nehmen Sie auch eine bestehende Rechtsschutzversicherung genau unter die Lupe. Haben Sie Vertragsstreitigkeiten in Ihrem Vertrag abgesichert? Besitzen Sie nur einen abgespeckten Rechtsschutz für Ihren PKW? Wir schauen uns gerne Ihren Vertrag an.

Unser Fazit: Eine Rechtsschutzversicherung ist kein Allheilmittel, kann aber sehr hilfreich sein, insbesondere wenn die Gegenseite übermächtig finanzkräftig ist und ggf. sogar über eine eigene Rechtsabteilung verfügt. Ob Corona-Pandemie oder nicht – wichtig ist in jedem Fall, dass die Rechtsschutzversicherung auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist. Wir beraten Sie gerne.

Martina Echtermeyer EVK Privatkunden

Die Autorin:

Martina Echtermeyer gehört seit 2018 zum Team von EVK. Als Gruppenleiterin verantwortet die ausgebildete Versicherungskauffrau den Privatkundenbereich und betreut zudem Gewerbekunden in allen Versicherungssparten.

02938/9780-46, echtermeyer@evk-oberense.de