Messe Windenergietage NRW Bad Driburg

Windenergietage NRW: Politisch ausgebremst

veröffentlicht um 7:28 am 23. November 2022

Display Windenergietage NRWVergleicht man die Stimmung auf den diesjährigen Windenergietagen NRW mit der aus dem vergangenen Jahr wird eines schnell deutlich: die Aufbruchstimmung, die 2021 noch dominierte, ist zumindest zum Teil verflogen. Zwar hat die neue Landesregierung nicht nur mit dem Koalitionsvertrag, sondern auch mit dem für 2030 vereinbarten Ausstieg aus der Kohleverstromung und -förderung die Erwartungen an einen forcierten Ausbau der Erneuerbaren Energien selbst deutlich erhöht, dennoch wird der unumgängliche schnellere Ausbau der Windenergie immer noch ausgebremst.

Von den vielen angekündigten Initiativen der Landesregierung ist bislang nicht viel auf den Weg gebracht worden. So ist beispielsweise ein Ende der komplexen, langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren immer noch nicht in greifbare Nähe gerückt. Bis mindestens Ende 2025 (ggf. sogar 2027) werden sie für Betreiber und Projektierer sehr herausfordernd bleiben. Getrübt wurde die Stimmung aber auch durch das Weiterbestehen der 1.000 m Abstand-Regelung, die so lange halten wird, bis es die neuen Landesentwicklungspläne (LEP) gibt.

Schwerpunktthema Wasserstoff

Wasserstoff Schriftzug vor WindrädernIn vielen anderen Bereichen hängen Betreiber wie Projektierer weiter in der Luft. Hinsichtlich der Übergewinnabschöpfung beispielsweise gab es wenig Klarheit. Hier befindet sich die Politik aktuell in Abstimmung. Es ist aber wohl klar, dass der Gesetzgeber ab Erträgen von 18 Cent/kWh dazu verpflichtet wird, abzuschöpfen, um den europäischen Verordnungen gerecht zu werden. Ein weiteres großes Thema der Windenergietage war der Bereich Wasserstoff. Der Flüssig-Erdgas-Terminal (LNG Terminal) hat den Teilnehmern der Windenergietage aufgezeigt, dass den fossilen Brennstoffen schnellere Vorfahrt gewährt wird. Die dezentrale Verbreitung wird sicher von Netzerweiterungen abhängen. Diese Netzerweiterungen werden zwar durch die Umstellungen von L- auf H-Gas positiv beeinflusst, aber nicht ausreichend. Auf den Windenergietagen klang durch, dass im ersten Schritt eher zentrale Projekte für großindustrielle Verbraucher gestaltet werden.

Toller Austausch und Organisation

Nichtsdestotrotz war die wie immer sehr gut organisierte Veranstaltung für uns ein Erfolg. Mehr als 350 Teilnehmer sorgten für viele interessante Gespräche. Tagsüber an unserem Stand und auch auf der Abendveranstaltung konnten wir viele Kunden wieder persönlich treffen und uns mit ihnen zu versicherungstechnischen Herausforderungen austauschen. Hier wurde deutlich: angesichts der Komplexität der Marktentwicklungen und neuer Vertragsstrukturen wie Power Purchase Agreements (PPAs) ist der Beratungsdarf hoch. Gleichzeitig besteht Handlungsbedarf. Denn durch die aktuellen Marktwerte und politischen Bestrebungen wird die Prüfung und risikogerechte Anpassung der Betriebsunterbrechungssummen und Maximalentschädigungen in der Maschinendeckung unabdingbar.

Fazit Windenergietage NRW

Unser Fazit: die Gegensätze könnten kaum größer sein. Während die Windenergiebranche bereit ist, die nächsten Schritte zügig zu gehen, stockt der Ausbau auf politischer Ebene. Wir hoffen, dass die konkreten Forderungen des LEE endlich Gehör finden und umgesetzt werden. Betreiber, Projektierer und Dienstleister warten nur darauf. Getreu dem Motto: Der Wind weht, er muss nur geerntet werden.

 

Porträtbild Marcel Riedel

Der Autor:

Marcel Riedel arbeitet seit 2016 beim Enser Versicherungskontor. Im Jahr 2018 hat der Technische Underwriter und Fachwirt für Versicherungen und Finanzen die Leitung der Abteilung Erneuerbare Energien übernommen.

02938/9780-31, riedel@evk-oberense.de